Über die Studie
Das Online-Programm für Hinterbliebene nach einem Suizid wird begleitend von der Medical School Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Wagner, dem Bundesverband Verwaiste Eltern und Trauernde Geschwister e.V. (VEID) und der Selbsthilfeorganisation Angehörige um Suizid e.V. (AGUS) durchgeführt.
Ziele der Studie
Ziel der Studie ist es in erster Linie, die Wirksamkeit des Programms zu überprüfen. Es wird untersucht in welchem Ausmaß die Betroffenen einen subjektiven Nutzen für sich aus dem Programm gewinnen konnten (z.B. Entwicklung von Hoffnung, Abbau von eigenen Suizidgedanken, angemessener Umgang mit Schuldgefühlen). Des Weiteren wird exploriert, inwiefern die Beziehung zur verstorbenen Person und bestimmte gedankliche Verarbeitungsprozesse für das Ausmaß und die Art der Trauer relevant sind. Zu diesem Zweck werden die Teilnehmer/innen gebeten, zu verschiedenen Messzeitpunkten (vor, während und nach der Intervention) verschiedene Online-Fragebögen auszufüllen (z.B. zu ihrer aktuellen Stimmung). Diese Daten werden anonymisiert. Sie sind nur Fachleuten zur wissenschaftlichen Auswertung zugänglich. Während der ganzen Studie wird die Vertraulichkeit strikt gewahrt.
Wirksamkeit von Online-Therapien
Mit der zunehmenden Verbreitung von Online-Therapien und -Beratungen, wurden in den vergangenen Jahren auch internetbasierte Interventionen speziell für Trauernde entwickelt und evaluiert. Zum Beispiel gibt es Programme für Eltern, die ein Kind während der Schwangerschaft oder nach der Geburt verloren haben. Internetgestützte Trauerinterventionen bauen meist auf dem Prinzip des strukturierten Schreibens auf. Die Entwicklung dieser Therapieform für Trauernde basierte auf niederländischen Studien für die posttraumatische Belastungsstörung. Die Ergebnisse dieser und anderer Programme zeigten eine bedeutsame Verbesserung der Trauersymptome und der allgemeinen Psychopathologie, d.h. der allgemeinen psychischen Schwierigkeiten. Beispielsweise verringerte sich die depressive Verstimmung bei Teilnehmern/innen durch die Online-Behandlung bedeutend. Diese Effekte blieben auch noch nach 1,5 Jahren erhalten.
Da es häufig lange Wartezeiten auf einen freien Therapieplatz gibt oder Betroffene aus anderen Gründen Hilfsangebote nicht wahrnehmen können (z.B. Scham, schlechte Infrastruktur, Arbeit im Schichtdienst), stellen internetbasierte Behandlungsprogramme eine wichtige Alternative für trauernde Menschen dar. Das Online-Programm kann zuhause durchgeführt werden und manchmal ist es leichter anonym über den Tod der nahestehenden Person zu sprechen als in einem persönlichen face-to-face Kontakt.
Dabei stehen internetbasierte Interventionen nicht in Konkurrenz zu bisherigen ambulanten Psychotherapien. Sie stellen eher ein zusätzliches Angebot für viele Trauernde dar, die sonst keine Hilfe erhalten oder in Anspruch nehmen würden.
Weiterführende Fachliteratur zu dem Thema
- Wagner, B., Knaevelsrud, C., & Maercker, A. (2005). Internet-based treatment for complicated grief: Concepts and case study. Journal of Loss and Trauma, 10(5), 409–432.
- Wagner, B., Knaevelsrud, C., & Maercker, A. (2006). Internet-based cognitive-behavioral therapy for complicated grief: a randomized controlled trial. Death Studies, 30(5), 429–453.
- Wagner, B., & Maercker, A. (2007). A 1.5-year follow-up of an Internet-based intervention for complicated grief. Journal of Traumatic Stress, 20(4), 625–629.
- Knaevelsrud, C., Wagner, B., Böttche, M. (2016). Online-Therapie und -Beratung. Ein Praxisleitfaden zur onlinebasierten Behandlung psychischer Störungen. Göttingen: Hogrefe.